Pragmatische Hilfe für die Ukraine

aus Weilheim. Maryna ist Ukrainerin, und ihre 82- und 86-jährigen Großeltern leben in der Nähe von Kiew. Andreas ist aus Kasachstan, aber schon in jungen Jahren nach Deutschland gekommen. Ihr Sohn heißt auch Andreas, spielt mit seinen 8 Jahren beim SV Wurmlingen in der F-Jugend. Beide standen bis dato über eine whatsApp-Gruppe mit anderen ukrainischen Freunden in Kontakt. Daraus entstand über Nacht die Initiativgruppe „Ukrainer im Schwarzwald“, die sich sofort bewusst war,    dass die ukrainische Bevölkerung Hilfe und Unterstützung braucht –  vor allem auch im humanitären Bereich. Ein Aufruf der Stadtverwaltung von Khust im Südwesten der Ukraine war dann schon zwei Tage nach Kriegsbeginn Anlass, eine Spendenaktion im kleinen Rahmen zu initiieren. Eine Keimzelle entstand in Villingen-Schwenningen mit der Firma META zusammen, die Lagerräume zur Verfügung stellte. Im Tuttlinger Raum kam es über Familie Ederle zu einem Aufruf in Reihen der Eltern der F-Jugend, und mit zwei Wagenladungen voll haltbaren Nahrungsmitteln, Verbandsmaterial, Kleidung, Babynahrung und sonstigen Hilfsgütern war ein erstes Zeichen gesetzt. Die Jugendleitung war animiert von dieser spontanen Hilfsbereitschaft und weitete die Anfrage auf die weiteren Jugenden aus. Aber wieso nur im Jugendbereich – wieso nicht im Gesamtverein? Und wieso nicht gleich der Aufruf in der gesamten Gemeinde, Spenden von Hilfsgütern entgegen zu nehmen. Der Platz für eine größere Menge an Hilfsgütern in der zur Verfügung gestellten Halle von Thomas Butsch in Weilheim war mehr oder weniger vorhanden. Über die Beziehungen des Vorstands des SV Wurmlingen unterstützte die Hirschbrauerei mit Gabelstapler und Zwischenlagerfläche. Ein anderer Sponsor stellt ausrangierte Kartonage bereit. Stretchfolie und Klebebänder von Meihack in Neuhausen, und schon konnte in ganz anderen Dimensionen gesammelt werden. Viele freiwillige vor allem ukrainische Helfer sortieren seitdem die ankommenden Spenden, um sie geordnet auf Paletten stapeln und verpacken zu können.

Dieser Einsatz, diese Zeitopfer, dieses Engagement beobachten die Initiatoren auch in Trossingen, mit dem Kraftsportverein wurde der Spendenaufruf gestartet – auch privat organisiert. Diese Spenden wurden in Weilheim und Villingen-Schwenningen abgegeben. Gemeinsam mit den in Villingen-Schwenningen bei der Firma META vorbereiteten Paletten werden dann Auflieger beladen, die bis zu 32 Europaletten fassen können. Vier Auflieger wurden auf diese Weise mittlerweile voll beladen und losgeschickt auf die Reise an die slowakisch-ukrainische Grenze. Zwei der vier Auflieger erhielten die Frachtpapiere durch den SV Wurmlingen. Und von dort aus geht es nach der Abfertigung direkt in ein Zwischenlager in Khust (Ukraine), wo Helfer Karton für Karton in eine dortige Lagerhalle verbringen, um die Hilfsgüter unbürokratisch und direkt über Sprinter oder andere Transporter im Land gezielt zu verteilen. Rund 60 Tonnen wurden so aus unserer Region in der letzten Woche direkt zu den Hilfsbedürftigen organisiert – darunter Hunderte von Schlafsäcken, 7 elektrischen Krankenbetten, aber auch viele Nahrungsmittel, Babynahrung und Hygieneartikel. Über die sozialen Medien folgen schon die ersten Rückmeldungen und zeigen zwei kleiner LKWs, die mit gespendeten Hilfsgütern geladen den gefährlichen Weg nach Kiew antreten. Und sie gelangen auch in andere Städte – Kharkiw, Mykoloaiw, Tschernihiv – eben dorthin, wo die Spenden ihren humanitären Zweck erfüllen. 

Die erste Welle der Spendensammlung ist nun vorbei. Aber wie wird es weiter gehen? Es wurde ein Kontakt zum Arbeiter Samariter-Bund aufgebaut. Mittlerweile ist es möglich, auf deren Konto Geldspenden einzuzahlen und mit einem bestimmten Betreff eine Spendenbescheinigung zu erhalten. Der Fokus der Organisatoren rund um Ederle’s und dem SV Wurmlingen wollen also nun noch gezielter agieren können, um diesen mittlerweile bewährten direkten Transportweg von Hilfsgütern in die Ukraine zu nutzen. Dazu wird von Zeit zu Zeit über die sozialen Medien zu weiteren Sachspenden aufgerufen in der Hoffnung, dass die Posts entsprechend weit gestreut werden, um die Spenden nach den Trainingseinheiten der E-Jugend entgegen nehmen zu können. Werden spezielle Gegenstände benötigt, können die Spendengelder entsprechend für den Kauf solcher Waren eingesetzt werden. Zum Teil bestehen schon Beziehungen, um zum Einkaufspreis beschaffen zu können – alles der großen Spendenbereitschaft in der Bevölkerung geschuldet.

Und auf diese Weise hat in kürzester Zeit eine kleine Aktion eine große Wirkung erzielt, hilft mit, Leid zu lindern. Auf diese Weise möchte der SV Wurmlingen ein Zeichen setzen und Vorbild sein in Zeiten, in denen Hilfe, Unterstützung und Hilfsbereitschaft mehr denn ja dringend benötigt wird.

Treibende Kräfte der Spendenaktion: Maryna und Andreas Ederle aus Weilheim.
Weitere gesammelte Spenden vom SV Wurmlingen kommen in der von Thomas Butsch bereitgestellten Lagerhalle in Weilheim an.
Ein Auflieger mit 32 Paletten wird auf die Reise geschickt – beladen durch die tatkräftige Unterstützung der Hirsch-Brauerei.
Frachtpapiere werden von Maryna Ederle vorbereitet und von SVW-Vorstand Markus Weinert unterzeichnet, damit der Fahrer umgehend Richtung Ukraine starten kann.
Ein erstes Bild aus Khust (Ukraine). Die dortige Lagerhalle füllt sich, bevor die Hilfsgüter auf kleinere LKWs zum Weitertransport geladen werden.